Spritz II - Dick Berckenkamp Imhof Fine Arts, Imhof, Painting

In Spritz II aus der Radio Spritz Serie radikalisiert Dick Berckenkamp den Dialog zwischen Impuls und Struktur. Das Werk fängt eine Frequenz ein, die noch dichter und vielschichtiger wirkt als in den vorangegangenen Arbeiten. Auch hier bleibt der Künstler seiner Intention treu: Die Leinwand wurde flach liegend und von allen Seiten bearbeitet, was zu einer Komposition führt, die keinen fixen Ruhepunkt kennt, sondern in einer ständigen, kreisenden Bewegung verharrt.

Ein markanter Vergleich lässt sich hier zu den Arbeiten von Albert Oehlen ziehen. Wie Oehlen nutzt Berckenkamp die Malerei als ein Feld für das „Sampling“ visueller Informationen. Es geht nicht mehr um die eine, heilige Geste, sondern um die bewusste Schichtung verschiedener Energiezustände. In Spritz II treffen die groben, grafischen Spuren des Spraypaints auf rhythmische Acrylverläufe. Diese bewusste Heterogenität der Mittel ist ein Kernmerkmal der Post-Abstraktion und verleiht dem Werk eine visuelle Reibung, die das Auge des Betrachters permanent herausfordert.

Das Bild fungiert wie ein aufgedrehtes Radio, in dem sich verschiedene Signale überlagern. Die Farben – ein vibrierendes Zusammenspiel aus Gelb- und Orangetönen, unterbrochen von kühlen Akzenten – wirken wie energetische Wellen, die den Bildraum durchmessen. Berckenkamp verzichtet bewusst auf statische Farbflächen und setzt auf das dynamische Ineinandergreifen der Medien, wodurch eine Tiefe entsteht, die nicht perspektivisch, sondern atmosphärisch ist.

Die bewusste Entscheidung, weite Teile des hellen Malgrundes offen zu lassen, fungiert dabei als aktives Lichtelement und lässt die Farben als reine Frequenzen im Raum stehen. Letztlich wird Spritz II so zu einer visuellen Partitur des Ungreifbaren. Weil das Bild von allen Seiten gemalt wurde, gibt es keine „richtige“ Ansicht – das Werk zwingt den Betrachter dazu, selbst in Bewegung zu bleiben und die Balance zwischen dem wilden Farbauftrag und der rhythmischen Ordnung immer wieder neu zu entdecken.

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