Composition II (I hear something different) - Dick Berckenkamp Imhof Fine Arts, Imhof, Painting

Dick Berckenkamps Composition II (I hear something different) aus der Composition Serie eröffnet einen synästhetischen Dialog zwischen visueller Abstraktion und akustischer Wahrnehmung. Das Werk scheint den Moment einzufangen, in dem ein äußeres oder inneres Geräusch eine psychologische Resonanz auslöst. Durch die feinen, suchenden Konturlinien lässt sich im oberen Bereich die Silhouette eines Frauenkopfes erahnen, die in einer Geste des Lauschens oder der tiefen Versunkenheit verharrt.

Die Komposition wird von einer lebendigen Palette aus leuchtendem Grün, Zitronengelb und türkisen Akzenten dominiert, die wie visuelle Frequenzen den Bildraum durchdringen. Diese unterschiedlichen Farben lassen sich als Repräsentationen verschiedener Audioklänge interpretieren: Während die sanften Grün- und Gelbtöne eine harmonische Grundstimmung erzeugen, setzen die kräftigen, fast pulsierenden orangen und blauen Felder rhythmische Kontrapunkte. In dieser Paradoxie verbindet Berckenkamp die Stille der Leinwand mit der unsichtbaren Dynamik von Schallwellen und macht das Unhörbare durch Farbe und Form erlebbar.

Stilistisch lässt sich hier eine Brücke zu Wassily Kandinsky schlagen, der die Malerei als eine Form von Komposition verstand und Farben gezielt instrumentale Qualitäten zuschrieb. Ähnlich wie Kandinsky nutzt Berckenkamp die Farbe nicht zur bloßen Dekoration, sondern als Schwingung, die eine direkte seelische Wirkung erzielt. Der in den Konturlinien figürlich erkennbare Frau scheint die Frequenzen des Raums aufzunehmen und zu bündeln. Es entsteht der Eindruck, dass die in einer tiefgreifenden Resonanz mit der klanglichen Textur ihrer Umgebung verschmilzt.

Der helle, lichtdurchflutete Hintergrund bietet dieser „akustischen Landschaft“ eine offene Bühne. Das Ergebnis ist ein Werk, das die klassische Trennung der Sinne aufhebt: zugleich figürlich und atmosphärisch, leise beobachtend und laut in seiner Farbigkeit. Composition II (I hear something different) wird so zu einer Einladung, die Welt hinter dem Sichtbaren zu erkunden und die Vitalität zu entdecken, die entsteht, wenn Farben zu Klängen und Konturen zu Gefühlen werden.

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