In Busy Traffic Line verarbeitet Chef de Mulu seine persönlichen Eindrücke des modernen Stadtlebens in einer energisch-abstrakten Bildsprache. Im unteren Bereich scheinen schemenhaft Strukturen einer Stadt am Wasser auf, während darüber das Bild in vibrierenden Flächen explodiert: Bewegung, Lärm und Reibung breiten sich aus, bis sie den gesamten Bildraum füllen.
Die leuchtenden Rot- und Gelbtöne strahlen eine fast körperlich spürbare Hitze aus, die den Horizont flirren lässt. Blau- und Grüntöne durchschneiden diese Hitze, wie Verkehrsadern oder Wasserlinien, die Energie bündeln und zugleich Spannung erzeugen. Das Bild erinnert in seiner Dynamik an den Futurismus, in dem Geschwindigkeit, Technik und das Getöse der Moderne bildlich eingefangen wurden.
Doch Busy Traffic Line ist kein futuristisches Bekenntnis zur Maschine, sondern eine subjektiv-expressionistische Erfahrung. In der Tradition des Abstrakten Expressionismus übersetzt Chef de Mulu das hektische Leben der Stadt in Farbmassen, die Reibung, Druck und Bewegung sichtbar machen. Das Werk vermittelt weniger eine konkrete Szenerie als vielmehr ein körperliches Empfinden: den Lärm, die Hitze und das Schwirren urbaner Existenz.
So wird Busy Traffic Line zu einem Sinnbild für Energie und Überforderung zugleich – ein Bild, das die Wucht der Stadt verdichtet und das Spannungsfeld von Anziehung und Belastung des modernen Lebens aufruft.