Hybris II ist das zweite Werk in Veit Korns eindrucksvoller Hybris-Trilogie – einer Serie, die das fragile Gleichgewicht zwischen menschlichem Ehrgeiz und existenzieller Begrenzung untersucht. Frei von Hand aus Travertin (Süßwasserkalkstein) gearbeitet, zeigt die Skulptur einen menschlichen Kopf, der aus einem rechteckigen Block hervortritt – teilweise gerahmt, teilweise gefangen.
Der architektonische Rahmen wird zum zentralen Symbol des Werks: nicht nur als Grenze, sondern als Gefängnis des Selbst. Er verweist auf Themen wie Isolation, Angst und die Sinnsuche unter den Bedingungen unserer Existenz. Der direkte Blick und die zurückgenommene Mimik der Figur deuten auf eine innere Spannung hin – zwischen dem Wunsch nach Befreiung und der Unausweichlichkeit der menschlichen Bedingtheit.
Aus existenzialistischer Perspektive spiegelt Hybris II die Absurdität des menschlichen Strebens nach Transzendenz wider – im Bewusstsein der eigenen Begrenztheit. Der Rahmen ist keine bloße Umgrenzung, sondern die Wand, der wir nicht entkommen können – ein Bild für das Gefängnis von Bewusstsein und Sterblichkeit. Und dennoch neigt sich das Gesicht leicht nach vorn, als wollte es über den Rand hinausblicken.
Im Vergleich zu Hybris I, das auf stille Innenschau fokussiert, und Hybris III, das die geometrische Abstraktion und das memento mori-Motiv intensiviert, steht Hybris II für einen Übergang: Das Selbst erkennt seine Begrenzung – und beginnt, sich dagegen aufzulehnen.