Hybris III - Veit Korn Imhof Fine Arts, Imhof, Sculpture

Hybris III von Veit Korn ist eine kraftvolle Auseinandersetzung mit der menschlichen Natur und ihrer unvermeidlichen Begrenztheit. Aus Travertin (Süßwasserkalkstein) gefertigt, verbindet die Skulptur die Form eines Schädels mit einem geometrischen Rahmen – ein Symbol für die Endlichkeit menschlicher Existenz. Der Titel Hybris, entlehnt der griechischen Antike, bezeichnet übersteigerten Stolz oder Selbstüberschätzung, oft Auslöser für den Fall eines Helden in Mythen und Tragödien. Korn nutzt dieses Konzept, um die Spannung zwischen menschlicher Ambition und der Unvermeidlichkeit des Todes zu erforschen.

Aus einer existenzialistischen Perspektive erhält das Werk eine tiefgreifende philosophische Bedeutung. Der Schädel, ein universelles Symbol des Todes, konfrontiert den Betrachter mit der Realität der Sterblichkeit. Der starre rechteckige Rahmen wird zum Sinnbild der Grenzen menschlicher Freiheit – Ausdruck des existenziellen Zustands des „Geworfenseins“, gefangen zwischen Geburt und Tod, Freiheit und Begrenzung.

Die Skulptur lädt zur Auseinandersetzung mit zentralen existenzialistischen Themen ein:

  • Isolation und Einsamkeit: Die Figur erscheint eingeschlossen, allein, aus jeglichem Zusammenhang herausgelöst – ein Bild des Menschen in existenzieller Einsamkeit.
  • Angst und das Nichts: Die hohlen Augenhöhlen und die unheimliche Stille des Gesichts evozieren eine existentielle Angst – nicht vor etwas, sondern vor dem Nichts, wie es Sartre und Heidegger beschrieben.
  • Freiheit und Verantwortung: Trotz der Umfassung wirkt der Schädel aufmerksam – fast bewusst, womöglich mit einem ironischen Grinsen. Das verweist auf die Last radikaler Freiheit: die Vorstellung, dass der Mensch sich selbst durch Entscheidungen definieren muss – selbst angesichts des Todes.
  • Hybris und Sinnsuche: Der Titel lenkt den Blick auf die tragische Dimension menschlicher Hybris – den Versuch, die eigenen Grenzen zu überwinden, der zwangsläufig zum Scheitern führt. Das erinnert an Camus’ absurden Helden, der trotz der Sinnlosigkeit nach Bedeutung strebt.

Die Oberfläche der Skulptur – gemeißelt, geschlagen, poliert und geölt – verleiht ihr eine rohe, zeitlose Qualität. Sie wirkt wie ein Relikt einer untergegangenen Zivilisation, ein stiller Zeuge des ewigen Kampfes zwischen menschlicher Größe und Fragilität.

Hybris III ist mehr als ein Kunstwerk – es ist eine philosophische Einladung, über die Grenzen menschlicher Existenz und das fragile Gleichgewicht zwischen Ambition und Vergänglichkeit nachzudenken.

Enquiry