King - Roland Berger

King erhebt sich wie eine mystische Erscheinung – hoch, schlank, beinahe baumartig, doch durchzogen von Gesichtern, Augen, Linien, die aus der Bronze zu fließen scheinen. Die vertikale Figur ist sowohl Figur als auch Abstraktion – ein aufgerichteter Körper, der zugleich zu fließen beginnt. Die Oberfläche wirkt wie verwachsen, vernarbt, erinnert an Holzmaserung, Rinde. Die Anmutung ist biomorph – zwischen Stamm und Körper, organisch gewachsen. In dieser Ruhe entfaltet die Skulptur eine statische Energie: Sie steht fest im Raum, und doch scheint die Form der Schwerkraft zu folgen, als würde ein leises, anhaltendes Fließen die Masse behutsam nach unten ziehen und die Figur in eine sanfte Abwärtsbewegung versetzen.

Surrealität entsteht durch das biomorphe Fließen: Die Form steht still, doch im Blick beginnt sie zu wandern, als ob sich Bedeutungen verschieben. Mit King wird die Figur zum Symbol eines Gravitationskerns – stille Autorität ohne Insignien, die die Umgebung bündelt, während das Gegenstück Queen Reichweite markiert. Im Vergleich dazu wirkt Constantin Brâncuși, Bird in Space wie der Gegenpol: Dort verdichtet sich die Form zu einer klaren, aufwärts gerichteten Linie, die konstruktiv und spannungsvoll den Aufstieg betont; hier dagegen verweilt die Figur im biomorph-surrealen Feld, lässt das Material atmen und folgt der Gravitation, wodurch aus der stillen Haltung eine spürbare, nach unten gerichtete Bewegung entsteht. So entsteht ein feines Gleichgewicht aus Ruhe und Fluss, das der Skulptur ihre besondere Spannung und ihren eigenständigen Ton verleiht.

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