Chef de Mulu entfaltet mit Midnight Bamba eine neoexpressionistische, symbolistisch-traumartige Bildwelt, genährt von malaysischen Schamanentraditionen. Was als Dschungelszene ansetzt, verdichtet sich in entschlossenen Gesten, geschichteten Farbfeldern und rhythmischen Markierungen zu einem rituellen Resonanzraum – Energie, Puls, Bewegung.
Die Farbe führt die Erzählung: Violett zeichnet das Portal, aus dem die Wesen in die sichtbare Welt heraustreten. Aus Blau kondensieren Geist- und Dämonengestalten; Rot verleiht ihnen Präsenz als Hantu – in der malaiischen Kultur Sammelbegriff für Natur- und Waldgeister, die warnen, schützen oder verführen. Ihre roten Augen erwidern den Blick der Betrachtenden: unmittelbare Korrespondenz mit dem Jenseits.
Gelb kehrt die Nacht ins Helle: Mit dem Eintritt ins Ritual kippt Dunkelheit in Leuchten, während das dichte Grün den Atem des Regenwalds trägt. Takthaft gesetzte, dunkle Akzente schneiden durch die Fläche wie Trommelschläge und halten die Trance in Bewegung.
Der Titel bündelt diese Ebenen: Midnight als Geisterstunde und Öffnung einer anderen Sphäre; Bamba – klanglich nah an Bamboo – ruft den Dschungel auf und verweist zugleich auf den Rhythmus der Zeremonie. Im Zusammenklang dieser Kräfte spannt Midnight Bamba eine kraftgeladene Schwelle auf – ein pulsierendes Zwischenreich aus Mystik, Empfindung und rituellem Puls.