In Skull: The Knight of Visby verdichten sich Geschichte, Erinnerung und Vergänglichkeit zu einer stillen, eindringlichen Mahnung. Inspiriert von der historischen Schlacht von Visby im Jahr 1361, in der schlecht bewaffnete Bauern auf der schwedischen Insel Gotland gegen die Truppen des dänischen Königs Valdemar IV. kämpften, greift Veit Korn das Motiv des gefallenen Ritters auf – nicht als Heldengestalt, sondern als Symbol menschlicher Endlichkeit.
Die Skulptur zeigt ein stilisiertes Totengesicht, eingefasst in eine strukturierte, metallisch schimmernde Oberfläche, die an ein zerfressenes Kettenhemd erinnert. Die Form wirkt wie aus der Erde geborgen – gealtert, beschädigt, zum Schweigen gebracht. Doch gerade in dieser Stille liegt die Kraft des Werks: Es ist ein plastisches Memento mori – ein Erinnerungsbild an die Vergänglichkeit alles Menschlichen, an Ruhm, der verwittert, und Mut, der im Staub endet.
Der Totenschädel steht seit Jahrhunderten im Zentrum künstlerischer Auseinandersetzung mit dem Tod. Korn nimmt dieses Symbol auf, aber entzieht ihm jede pathetische Überhöhung. Es bleibt nur der Blick in die Leere – nicht schrecklich, sondern ruhig, fast sanft. Ein Gesicht ohne Stimme, aber voller Gewicht.
Die bearbeitete Oberfläche – gehämmert, geformt, poliert und partiell versilbert – lässt das Objekt wie eine Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Gegenwart erscheinen. Als Fragment aus der Tiefe der Geschichte erinnert es an die Zerbrechlichkeit des Körpers und an die Flüchtigkeit menschlicher Ambition.
Skull: The Knight of Visby ist mehr als ein historisches Zitat. Es ist eine Skulptur, die uns mit dem unausweichlichen Ende konfrontiert – nicht um zu erschrecken, sondern um zu erinnern: an unsere Grenzen, an unser Maß, und an das, was bleibt, wenn alles andere vergeht.