Yellow Rose - Chef de Mulu Imhof Fine Arts, Imhof, Painting

Yellow Rose zeigt einen Dschungel in Aufruhr. Pflanzenähnliche Formen leuchten im Vordergrund – Bambus, Blätter, Rosen – während der Hintergrund wie brennend wirkt: dunkles Blau und Schwarz, durchzogen von glühendem Rot. Es ist, als stünde der Wald in Flammen – nicht wörtlich, sondern emotional. Wie eine Erinnerung, die brennt.

Die gelben Striche sind impulsiv und zugleich präzise – direkt in der Bewegung, frei von Verzierung. Sie leuchten gegen die dunkle Fläche wie etwas Lebendiges, das im Verschwinden begriffen ist. Die Rose ist hier kein romantisches Symbol, sondern eine fragile Erscheinung – etwas Schönes, das in den Flammen gefangen ist. Die gelben Rosen erscheinen nicht als natürliche Vegetation, sondern als bewusste symbolische Setzung. Fremd im Kontext des Dschungels wirken sie wie implantierte Zeichen, die Tod und Zerstörung des Regenwaldes markieren. In ihrer grellen Farbe stehen sie für Vergänglichkeit, für das Aufflammen und Verlöschen im Angesicht der Flammen. In verschiedenen asiatischen Kulturkreisen ist Gelb eng mit Tod und Vergänglichkeit verbunden – hier wird diese Bedeutung zugespitzt: Gelb erscheint als Farbe der Zerstörung, als Zeichen der Fragilität und des Verschwindens des Regenwaldes. Dass der Künstler ausgerechnet die Rose – eine europäische, nicht-tropische Blume – wählt, öffnet eine koloniale Lesart: Sie erscheint wie ein eingeschriebenes Fremdsymbol, das die Gewalt äußerer Einflüsse, die Überformung und Verletzung des Naturraums durch koloniale Geschichte und globale Eingriffe sichtbar macht. So werden die Rosen zu paradoxen Bildern – von Schönheit und Tod, von Fremdheit und Vereinnahmung, von kultureller Symbolik und ökologischer Realität.

Das Werk ist zutiefst expressionistisch, eruptiv in Farbe und Gestus, zugleich aber von symbolistischen Zügen durchdrungen. Hier wird die Farbe selbst zum Symbol: Gelb steht nicht für Freude oder Freundschaft, sondern für Tod, Verlust und die Zerstörung des Waldes. Es ist keine objektive Szene, sondern eine subjektive Vision – eine traumartige Landschaft voller Angst, Erinnerung und Emotion. Der Dschungel verwandelt sich in einen inneren Zustand, aufgeladen mit Verletzlichkeit und Bedrohung, in dem jede Form weniger Beschreibung als Metapher ist.

In Yellow Rose übersetzt Chef de Mulu seine Erfahrung des Dschungels von Borneo und dessen Fragilität in eine Bildsprache, die nicht illustriert, sondern auflädt – und so das psychische Gewicht von Zerstörung, Geschichte und Schönheit im Moment des Verschwindens sichtbar macht.

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